Langsam wandelte sie durch den Wald, wie immer hatte sie ihre Kapuze weit bis in das bleiche Gesicht gezogen, sodass man sie kaum erkannte, das schwarze Kleid unter ihrem schwarzen Umhang, der im Nebel leicht davon wehte, war mit feinen Stickereien überzogen und brachte ihren üppigen Busen noch ein wenig mehr Ausstrahlung. So einige Männer begehrten sie, doch sie interessierte dies nicht, zumindest nicht bei ihnen, für sie gab es nur einen, doch dieser war schon längst verstorben. Außerdem wurde sie verfolgt, sie war eine Einzelgängerin, verfolgt bis an ihr Lebensende, so wie ihr damaliger Mann, der das Dorf verraten hatte und sie zu einer Mitläuferin machte.
Seit dieser Zeit lebt sie in sich selbst zurück gezogen, kaum einer hatte wirklichen Kontakt zu ihr, doch jeder versuchte sie zu schnappen, ein hohes Preisgeld war auf sie ausgesetzt. Einige Leute versuchten immer wieder sie zu haschen, doch keinen von ihnen ist es bis jetzt gelungen.
Durch ihre quasi komplett schwarze Kleidung und ihre bleiche Hautfarbe, sah sie beinahe aus wie ein Phantom. Ihr großes Schwert, mit dem sie gnadenlos kämpfen konnte, trug zu ihrem Erscheinungsbild bei und lies sie noch gefährlicher aussehen als sie überhaupt war, denn sie hasste es zu kämpfen, nur in der größten Not wusste sie sich zu wehren, ansonsten kannte sie den Nebelwald komplett auswendig und hatte immer einen Ausweg parat.
... ihr Umhang wallte noch immer im dichten Nebel, als ein leises Grollen in ihrer Nähe zu hören war, unbeeindruckt ging sie lässig weiter, ohne auch nur einmal den Blick zum Boden zu wenden. Das Grollen kam immer näher und der innere Instinkt Susans wurde geweckt, sie dreht sich ruckartig um und starrte dem zähnefletschenden Wolf direkt in die Augen, eine Weile verharrten beide Wesen.
Der Wolf machte einen direkten Hechtsprung auf Susan zu, doch diese bemerkte die Anspannung der Muskeln sofort und bewegte sich mit äußerst schnellen Reflexen einen Schritt zur Seite und fing an zu laufen. Sie rannte beinahe schneller als der Wind und kaum ein Laut war zu hören, sodass sie den Atem des Tieres genausten hören könnte und jeder kleinste Ast und jedes Blatt, welches unter seinen Pfoten zerbärste, konnte sie sich bildlich vorstellen, allein nur am Geräusch erkennend. Das Hecheln wurde immer lauter und der Wolf schloss zu der jungen Frau auf, als ihre Kapuze davon wehte und ihr bleiches Gesicht, samt ihres blonden Haares entblößt wurden, die schwarze Strähne, die sich quer durch die Frisur zog, wehte wie eine Flagge im Wind.
Der Wolf setzte abermals zu einem Sprung an, doch vergebens, wieder machte Susan nur einen einzigen Schritt zur Seite und brachte sich somit außer Gefahr und lief mühelos weiter. Wieder holte der Wolf auf und sie lächelte nur monoton und blieb abrupt stehen. Das Untier konnte sein Glück noch gar nicht fassen, als es sich langsam und erschöpft weiter an sein Opfer pirschte, doch dann blitze etwas im matten Schein der Augen.
Das große Schwert an Susans Gürtel lag nun in ihrer Hand und sauste auf den Wolf hinab, welcher wimmernd zu Boden ging, während die Frau die Waffe schon wieder in die Scheide geschoben hatte.
Neben dem Wolf kniend, murmelte sie leise vor sich hin:
„Nun, Beo. Du weißt doch, dass du mich nicht immer wieder verfolgen sollst.“
Sie presste einige Tücherfetzen auf die leichte Wunde und tätschelte das Tier noch einmal zärtlich, als sie sich dann erhob und gelassen davon ging.
Immer wieder das gleiche, dachte sich Susan. Immer wieder versucht er mir zu folgen, dabei sage ich ihm doch immer wieder strikt, dass er es sein lassen soll und es zu gefährlich...
Sie brach ihre Gedanken abrupt ab, als wieder ein Geräusch hörte, es schien aus mehreren Richtungen zu kommen und mehrere Wölfe brachen aus den Gestürb um sie herum.
„Oh, ihr scheint wohl keine der friedlichen Sorte zu sein.“, sagte sie lässig mit einem leichten Grinsen auf den Lippen und fing an zu rennen, doch diese Mal ohne den Wölfen eine Chance zu lassen, sie rannte so schnell, dass einige der Tiere schon nach einigen Metern die Verfolgung abbrachen, andere wiederum versuchten Susan zur Erschöpfung zu zwingen, mussten jedoch bitter bemerken, dass sie selbst keine Chance hatten, ihr mit zu halten.
Bis auf ein kleiner braun-beiger Wolf, der humpelnd hinterher lief, wieder war es der Wolf, der Susan immer wieder folgte und sie wusste auch, dass keine Gefahr von ihm ausging, also blieb sie einfach gelassen stehen. Sie ging in die Hocke und lockte den Wolf mit einer Hand und strich zärtlich über die Wunde.
„Es tut mir leid, aber ab und zu musst du auch mal deine eigenen Wege gehen, Mensch und Tier sind zwei Dinge, die nicht immer zusammen passen.“, sagte sie mit weicher Stimme und streichelte ihm durch sein wohlgepflegtes Fell.
Dies sind Susan und Beo, zwei unzertrennliche Einzelgänger, verloren in der Welt.